Das sogenannte Streckenradar, oder offizieller Abschnittsgeschwindigkeitskontrolle, wirft zur Zeit mal wieder ihre Wellen. Worin besteht das Problem? Die Gegner fürchten um eine weitere Beschränkung der freien Fahrt auf Autobahnen, und wundern sich über die Konzentration auf einen Bereich, der für weniger als 15% aller Verkehrstoten verantwortlich ist. Ich denke diese Befürchtungen sind ernst zu nehmen, und sollten bei der Planung berücksichtigt werden:
Streckenkontrollen sollten nur im Zusammenhang mit einer dynamischen Geschwindigkeitsregelung zulässig sein, so dass bei guten Verhältnissen die Geschwindigkeit auch erhöht werden kann. (Dies ist insbesondere bei Baustellen extrem. Ich kann die 60 km/h an einem aktiven Abschnitt verstehen, aber nicht, wenn weit und breit niemand auf der Baustelle zu sehen ist, und die Überholspur leer bleibt.)
Die Kontrolle muss auch Statistiken über die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten (und Verkehrsdichten) führen, so dass wir diese für die Analyse der vorkommenden Unfälle verwenden können. Insbesondere sollte dies uns Aufschluß geben, in welchem Maße die Geschwindigkeit wirklich für die Unfälle verantwortlich ist.
Die Geschwindigkeitsstatistiken sollten uns guten Aufschluß geben über den Schaden, der durch eine längere Reisezeit bewirkt wird, und gegenüber dem die Einsparungen durch weniger Unfälle stehen. Eine 5-minütige Verzögerung auf einer gut befahrenen 2 spurigen Autobahn (gut 100 000 Fahrzeuge pro Tag) käme bei 50 EUR/h auf 400 000 EUR pro Tag, oder 100 Millionen Euro pro Jahr (etwa 250 Wochentage). Damit wäre eine realistische Güterabwegung zwischen weniger Unfällen wie auch den daraus resultierenden Staus und der allgemeinen Beschränkung der Reisefreiheit möglich.
Streckenkontrollen sollten mindestens 5 Minuten, nach Möglichkeit 10 Minuten lang sein (also 20 km bei 120 km/h), so dass das kurzfristige Beschleunigen zum Überholen nicht zu stark in die Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeit eingeht.
Für Streckenkontrollen sollten deutlich geringere Toleranzen für die Verwarnungsgelder gelten. Da hier keine kurzfristigen Manöver alleine beurteilt werden, können wir es uns auch leisten, den Rahmen enger zu fassen, so dass wir uns alle an das gleiche Limit halten, und die Geschwindigkeit nicht mehr von der Toleranz gegenüber Bußgeldern bestimmt ist. Meine Idee ist hierbei für jeden zu schnell gefahrenen km/h löhnen zu müssen: 1-4 noch nichts, 5-7 20 €/km, 8-10 40 €/km, 11-15 100 €/km, 16-20 200€/km, 21+ 5 Tagessätze pro km. Also 180€ für 10km zu schnell, und 168o€ für 20km zu schnell. Drakonisch ist das schon, aber man darf dabei nicht vergessen dass es um Durchschnittsgeschwindigkeiten geht, nicht Momentaufnahmen. Außerdem denke ich, dass bei besserer Treue an die Höchstgeschwindigkeit diese dann auch wieder höher angesetzt werden kann.
Auch denke ich dass wir hier mit einer reinen Halterhaftung (und entsprechendem Verzicht auf Punkte) besser fahren würden, da die Strafen auch ohne Punkte abschreckend genug sein sollten.
Auch sollten wir uns überlegen, ob wir Höchstgeschwindigkeiten oberhalb der magischen 130 einführen sollten. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass 160 von 95%+ der Deutschen akzeptiert würde, und die wenigen, die schneller fahren, sind für einen ziemlich hohen Anteil am Reisestress verantwortlich.